Gesundsein bedeutet, aus der Sicht des Yoga ein Nicht-Verbinden, ein Nicht-Identifizieren mit dem was krank bzw. leidend (z.B. Begierde, Neid, Zorn) macht. Man erlernt beim Yoga eine Selbstregulation; nur das anzunehmen, was einen gesund macht und abzugeben, was einen krank macht.

Yoga ist eine ganzheitliche Sicht von Gesundheit und dient zur Behandlung von Krankheiten.

Die Maßnahmen wirken wie in der Naturheilkunde unspezifisch und über die Stärkung der gesunden Anteile des Organismus.
Der Mensch als ganzheitliches Wesen steht im Mittelpunkt, nicht die Behandlung von bestimmten Krankheiten. Gesundheit wird als evolutionärer Prozess der Integration von Körper, Atem und Geist bezeichnet.

 

Die horizontale Balance und die vertikale Dynamik spielen bei der Heilung eine große Rolle und sind ein wichtiger Bestandteil des energetischen Yogas bzw. des Cakrasystem.

Die einzelnen Cakren (Energiezentren) können dabei horizontal und vertikal wahrgenommen werden.

Die horizontale Balance in einem Cakra vereint den rechten Umgang mit dem Körper (auf der Stufe von asana.), mit dem Emotionen (pranayama), mit der Verfeinerung der Wahrnehmung (Yoga-Meditation und Entspannung) und mit der Auseinandersetzung mit sich selbst (niyama) und seiner sozialen Umwelt (yama).

Die vertikale Dynamik eines Cakra ist ein evolutionärer Prozess von Körper, Atem und Geist, der die spirituelle Neuorientierung bündeln und vorantreiben will.

Krankheit bedeutet in diesem energetischen Kontext, ein nicht fließen der Energie und eine fehlende Balance in einem Cakra.

Der Yogalehrer Nicolai Romanowski unterscheidet in einem Artikel den ganzheitlichen Gesundheitsansatz des Yoga “von der biologisch-materialistischen Sicht der traditionellen Medizin, bei der Gedanken, Gefühle und Spiritualität keine Rolle spielen. Bei der Krankheit ein rein biologischer Prozess ist, welcher von daher auch nur mit medizinischen Maßnahmen geheilt werden kann.

Und sieht im Yoga eine Ergänzung zu der körperlich -psychischen Sicht der klassischen Psychotherapie, bei der Krankheit durch seelische Mängel als Ursache von psychischen Blockierungen entsteht. Und der Heilungsprozess durch die psychische Umstellung und Neuorientierung entstehen soll.

Am bedeutungsvollsten bei der Übermittlung des Yoga finde ich, dass man einer Vulgarisierung und Herabsetzung der höheren Ziele des Yogas entgegenwirkt, indem man immer wieder auf die geistigen Ziele des Yoga, wie Selbsterkenntnis und das Streben nach Einheit, hinweist.

Dem gegenüber stehen der Alltag des Yogaübenden und sein primäres Interesse, von seinen aktuellen Leiden geheilt zu werden.

Aufgrund dieses Bedürfnisses wird häufig die Frage gestellt, ob Yoga bei der Behandlung von bestimmten Krankheiten eingesetzt werden kann.

Der Arzt und Yoga-Wissenschaftler Dietrich Ebert weist in diesem Zusammenhang darauf hin, ãdass eine Abtrennung einzelner Yogaübungselemente aus dem Gesamtsystem zum Zwecke der Therapie in der altindischen Tradition nicht vorgesehen war.”

Ein gezieltes Behandlungskonzept für bestimmte Erkrankungen zu erstellen erfordert, nach Dietrich, zwei wichtige Voraussetzungen.

“Zusätzlich zu einer umfassenden und anerkannten Yoga-Lehrerausbildung ist, schon aus rechtlichen Gründen, eine therapeutische Ausbildung notwendig. ‘Und die genaue Kenntnis der pathophysiologischen Situation d.h. unter Berücksichtigung psychosomatischer Zusammenhänge in einer ganzheitlichen Sicht.'” (vgl. D.Ebert: “Physiologische Aspekte des Yoga”).

Trotz aller Widersprüche wird Yoga von Ärzten, Physiotherapeuten und Heilpraktikern als begleitende Therapie bei der Behandlung von verschiedenen Krankheiten eingesetzt.

Besonders hat sich der Einsatz von Yogaübungen als begleitende Therapie bei Asthma Bronchiale, bei chronischem Bronchitis und bei Störungen der Atem/ -Lungenfunktion bewährt.

Zudem gibt es zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen über den positiven Einfluss der Techniken des Hatha-Yoga auf den großen Bereich der psychosomatischen Erkrankungen, wie bei vegetativer Labilität (Störungen im Organgeschehen durch seelische Verursachung).

Dr. Christian Fuchs fasst in seinem Buch “‘Yoga in Deutschland”(Seite 221-222) verschiedene wissenschaftlich abgesicherte Anwendungsbereiche der Yoga-Therapie zusammen:

” Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates. Dazu gehören Wirbelsäulensyndrome, Haltungsfehler und Schäden und verschiedene Muskelerkrankungen ebenso wie degenerative Gelenkserkrankungen und rheumatische Beschwerden.”

” Weitgehend anerkannt sind, die therapeutischen Wirkungen des Hatha-Yoga auf das Herz-Kreislaufsystem. Dies gilt sowohl für die einfacheren Formen von Hypotonie (niedriger Blutdruck) und Hypertonie (Bluthochdruck), als auch für einige Herzkrankheiten(Angina pectoris)”.

Der Arzt Pierre Jacquemart und die Yogalehrerin und Psychotherapeutin Saida Elkefi geben in ihrem Buch “Yoga als Therapie”(Seite 5-6) ein interessantes Beispiel für die therapeutische Wirkungs-weise von Yogaübungen.

Sie weisen nach das die Schustersitzhaltung und die Kerzenhaltung (siehe Seite 73) eine therapeutische Wirkung bei passiver Hyperämie haben.

“Die Ursache von Hyperämie ist eine vermehrte Blutmenge im gesamten Unterbauchbereich in Verbindung mit einer Blutabflussbehinderung.”

Die genannten Yogaübungen betreiben in fast geheimnisvoller Weise eine aktive Blutgymnastik, lassen das Blut wieder zirkulieren und eine aktive Sauerstoffabgabe an das Gewebe und die Organe des kleinen Beckens erfolgen.